Die Stammform des Hausschweins ist das Wildschwein (Sus scrofa L., 1758), welches südlich des 50. Breitengrades in nahezu allen Landschaften Eurasiens sowie in Nordafrika verbreitet ist. Die frühesten Belege für eine Haltung von Hausschweinen lassen sich auf die erste Hälfte des 8. Jahrtausend v. Chr. zurückdatieren; sie stammen aus Vorderasien (Ten Cate 1972, Benecke 1994). In Mitteleuropa sind Hausschweine seit etwa dem 5. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Bis in die Neuzeit hinein ähnelten die gehaltenen Weideschweine noch sehr ihrer Ausgangsform - dem Wildschwein.
Erst im 18. bzw. 19. Jahrhundert setzte beim Schwein eine gezielte Rassenzucht ein, wobei England eine Vorreiterrolle übernahm. Durch das Einkreuzen eingeführter chinesischer Rassen sowie gezielte Selektion wurden die alten Landrassen durch sog. veredelte Rassen abgelöst, die sich durch Frühreife, hohe Fruchtbarkeit und Fettleibigkeit auszeichneten.
In den 60er Jahren änderte sich das Verbraucherverhalten und die Nachfrage nach Fleisch mit weniger Fett stieg. Zudem kamen über den liberalisierten Weltmarkt billige Futtermittel nach Mitteleuropa. Aus dem großrahmigen Fettschwein mit einem großen Bauch wurde nun das moderne, schlanke Fleischschwein.
Düppeler Weideschweine
Beim Düppeler Weideschwein handelt es sich um eine Rückzüchtung des Deutschen Weideschwein-Typus, in welchem Wildschwein (33%), Mangalitza-Wollschwein (40%), Rotbuntes Husumer (20%) und Deutsche Landrasse (7%) eingekreuzt wurde. Es ist ein robustes Schwein mit dem Körperbau und den Rassemerkmalen des alten Deutschen Weideschweins. So besitzt es dichte Borsten, einen Borstenkamm und einen keilförmig gestreckten Kopf. Den Schlachtprodukten ist eine außergewöhnliche Qualität bescheinigt worden.
Bunte Bentheimer Schweine
Bunte Bentheimer Schweine gelten als sehr fruchtbar, widerstandsfähig gegen Krankheiten und Witterungseinflüsse und anspruchslos in der Ernährung. Zuchtziel ist ein schwarz-weißes, bodenständiges, frühreifes und leistungsfähiges Schwein mit besonderer Betonung auf Fruchtbarkeit, Aufzuchtvermögen und guter Futterverwertung. Dabei wurde der Fleischansatz vernachlässigt und es konnte nicht mehr auf das geänderte Verbraucherverhalten reagiert werden. Erst in den 80er Jahren erlebte diese robuste und anspruchslose Rasse einen Aufschwung. Durch Einkreuzung von Bunten Bentheimern konnten Fehlentwicklungen in der Fleischproduktion korrigiert werden (Sambraus 1994).
Schwäbisch Hällische Landschweine
aus: Sambraus (1994)
Das Schwäbisch Hällische Landschwein soll aus dem großwüchsigen und langohrigen, keltisch-germanischen Schwein hervorgegangen sein. Die wegen ihres schwarzen Kopfes auch 'Mohrenköpfe' genannten Schweine sind stress unempfindlich und besitzen eine vorzügliche Fleischqualität (Sambraus 1994).
Deutsche Weideschweine
Das Deutsche Weideschwein war die letzte Rasse, in der keine asiatischen Blutlinien eingekreuzt wurde. Es verfügte noch über einen keilförmig gestreckten Kopf, der gut zum Wühlen im Boden geeignet war. Auch die stehenden Ohren und das dichte Borstenkleid mit Borstenkamm zeigen die nahe Verwandtschaft zum Wildschwein. Das Deutsche Weideschwein zeichnete sich u.a. durch seine gute Marschfähigkeit aus, die dazu genutzt wurde, es zur Nachweide über abgeerntete Getreide- und Kartoffelfelder zu treiben. Diese Rasse starb um 1975 aus.
Angler Sattelschweine
aus: Sambraus (1994)
Das Angler Sattelschwein gilt als besonders frohwüchsig und widerstandsfähig. Im Jahre 1936 war es in fast allen Landkreisen Schleswig Holsteins verbreitet. Außerhalb Schleswig Holsteins hatte das Schwein nur eine lokale Bedeutung. In der Nachkriegszeit gab es eine starke Nachfrage nach dem fetten Fleisch dieser Rasse. Die Zucht des Angler Sattelschweins verlor in den 60/ 70er Jahren an Bedeutung, da mit einem geänderten Verbraucherverhalten der Trend zu mageren Produkten ging und somit das Fleisch nicht mehr abgesetzt werden konnte (Sambraus 1994). Heute erlangt diese Schweinerasse durch seine Robustheit wieder an Bedeutung, da es sich besonders für extensive Haltungsformen eignet.
Wollschweine
Wollschweine sind stark behaart und auf dem normalen Schweinefleischmarkt nicht konkurrenzfähig. Allerdings kommen dieser Rasse die Robustheit und die gute Klimaverträglichkeit bei der extensiven Weidehaltung zugute. Im Gegensatz zu modernen Intensivrassen erleiden sie mit ihren kräftigen Beinen auch auf aufgeweichten Böden keine Gliederdeformationen. Bewährt haben sich die Wollschweine auch in der Landschaftspflege. So wird z.B. eine Kiesinsel im Bodensee, deren Vegetation im Winterhalbjahr von den Schweinen umgewühlt wird, als Brut- und Nahrungshabitat für Watvögel erhalten.
Literaturverzeichnis:
Benecke, N. (1994): Der Mensch und seine Haustiere. Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung. Theiss, Stuttgart.
Dannenberg, H.-D. (1990): Schwein haben. Historisches und Histörchen vom Schwein, Fischer Verlag, Jena.
GEH/Hörning, B. (1994): Gefährdete Schweinerassen und
alternative Schweinezüchtung, NZH Verlag.
Sambraus, H. H. (1994): Gefährdete Nutztierrassen - Ihre Zuchtgeschichte,
Nutzung und Bewahrung. Eugen Ulmer Verlag.
Ten Cate, C.L. (1972): Wan god mast gift...- Bilder aus der Geschichte der Schweinezucht im Walde. Centre Agricultural Publishing and Documentation, Wageningen.
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